Anerkennen was ist – um frei zu werden, für das, was werden will

Anerkennen was ist – 

um frei zu werden, für das, was werden will

Dr. med. Bernhard Karcher:
Meine psychotherapeutische Biografie


Auf Augenhöhe mit meinen Patienten – in einem gemeinsam erarbeiteten Verhältnis von Wertschätzung und Vertrauen eröffnen sich die besten Entwicklungsräume. Das ist eine Gewissheit, die ich in meiner langjährigen Arbeit an der psychosomatischen Klinik Lahnhöhe, sowie in extern gemachten Erfahrungen und Ausbildungen erfahren durfte.


Nach Abschluss meines Medizinstudiums 1980  wollte ich zunächst kein Arzt mehr sein.
Ich war, mit wenigen Ausnahmen, optimal frustriert
ber das, was ich in den Kliniken erlebt hatte.
Damit meine ich nicht die Akut- und Notfall Medizin, die natürlich nach einem Schema funktionieren muss.
Oder die chirurgischen Fächer, wo klare Spielregeln herrschen, von windigen, monetär getriebenen Indikationen einmal abgesehen.  
Mich frustrierte der Umgang mit den chronisch Erkrankten.

Ich fand es unwürdig, wenn nach aufwändiger, oft sinnloser Diagnostik den PatientInnen am Ende der Kette der Stempel aufgedrckt wurde:  ’Das ist alles psychisch’. Die Betroffenen hörten nur die Botschaft : „ Das bilde ich mir also alles nur ein!?“

Dass eine Funktionsstörung genau so weh tut wie ein organisch festgefressener Zustand, wird ignoriert, da man ja ‘nichts findet‘.
Wenn die tieferen Ursachen nicht behandelt werden, ist das meiner Erfahrung nach nur eine Frage der Zeit, bis aus Funktionsstörungen bleibende Organschäden werden.

Bei einer ausführlichen und angemessenen Anamnese  kann ich oft erkennen, was im Argen liegt, das kostet allerdings Zeit und ich muss aufmerksam zuhören. Der Patient/die Patientin weiß nämlich, was ihm/ihr fehlt, er/sie sagt es mir in seiner/ihrer Sprache.
Es sind ExpertInnen f
r ihre Geschichte und gleichrangige KooperationspartnerInnen.

Meine Aufgabe ist es zu bersetzen.

Die beste Statistik sagt
ber den Einzelfall nichts aus. Ich habe keine Diagnose vor mir, die ich leitliniengerecht abarbeite, sondern einen unverwechselbaren, einzigartigen Menschen mit einer Biographie und Lebensumständen, die genau so einzigartig sind. Wenn dieser Mensch nicht gerade bewusstlos ist (dann müsste ich nach einem bewährten Schema handeln), ist jede Begegnung eine einmalige Kunst, und die Therapie hat es auch zu sein, dann werden Eigenkompetenzen und Ressourcen voll genutzt.
Wenn der Patient/die Patientin allerdings nicht mitgeht, sind in der Regel die Aufgaben nicht geklärt, das ist f
r beide Seiten frustran, da ntzen die besten Absichten nichts.
Den Begriff Psycho-Somatik fand ich immer zu einseitig. Der Mensch ist auch ein geistiges Wesen, deshalb greift das dualistische Entweder-Oder-Denken zu kurz. Zum Beispiel beeinflussen  Schmerzen natürlich auch die seelische Gestimmtheit und etliche Erkrankungen gehen mit Wesensveränderungen einher.

Die Zeit in der Lahnhöhe – Dort hatte ich das Glück, den Pionier für ganzheitliche Behandlung, Max Otto Bruker, in der praktischen Arbeit kennen lernen zu dürfen und mit ihm zu arbeiten. Er behandelte nicht nur symptomatisch, sondern schaute nach den tieferen Ursachen bei den PatientInnen, mit Konsequenzen für deren Lebensführung. Da war die Rede von ernährungsbedingten und lebensbedingten Erkrankungen, denen man mit einer Fülle von Therapien begegnen konnte. Es wurde mit Vollwert-Ernährung, komplementär medizinischen Maßnahmen, naturheilkundlichen Verfahren und Erfahrungsheilkunde behandelt. Wasseranwendungen, der ganze Bereich der Bewegung und nonverbale Verfahren, insbesondere die kunsttherapeutischen Maßnahmen und vieles mehr fand Anwendung. Ein rund um ganzheitliches Konzept und vor allem ein ganzheitliches Menschenbild vermittelte uns Max Otto Bruker in seiner Klinik Lahnhöhe.

Und wir hatten damals noch Zeit  fr unsere PatientInnen. Heute dagegen glaubt ein Heer von gut bezahlten Menschen, die in Versicherungen, medizinischen Diensten, Krankenkassen, kassenärztlichen Vereinigungen usw. sitzen und nie PatientInnen in die Augen schauen, darüber befinden zu können, was im Einzelfall die „richtige“ Therapie ist.  Abgesehen davon, dass vieles Sinnlose gemacht wird, weil es gut abrechenbar ist.
Das scheint mir nun wirklich ein krankes System!

Dass die Psyche in einem Körper wohnt, der Körper eingebettet ist in unserer Mitwelt, dass alles ineinander wirkt und ich auf allen Ebenen behandeln kann, diese Einsicht hat mich regelrecht beglckt. Vor allem wird die geistige Dimension des Menschen bei dieser Behandlung nicht ausgeblendet.
Sehr viele Menschen kamen in das Krankenhaus mit Sinnkrisen. Nat
rlich verkauften wir keine Weltanschauung.
Geistige Fragen brauchen absolute Freiheit!

Mich hat es allerdings immer wieder tief bewegt, sich diesen Fragen widmen zu drfen und mit dem Menschen zu schauen, was fr ihn in seiner individuellen biografischen Situation/Krise jetzt Sinn gibt, oder welchen Sinn er im Prozess einer vorher scheinbar völlig sinnlosen Situation erkennen könnte.

So wuchsen meine Kompetenzen anhand der Schicksale dieser chronisch kranken Menschen gepaart mit meinen Interessen. Ein stimmiger Prozess, bei dem ich selbst nie aufgehört habe zu lernen, und stets das Erlernte in der meiner Arbeit anwenden konnte.  
Nat
rlich war zunächst das Thema Naturheilverfahren wichtig. Ich gab auch endlich meine Doktorarbeit ab und holte mir die Promotion.
Mittlerweile als Oberarzt beschäftigt, machte ich zunächst die Bereichsbezeichnung Psychotherapie und begann nebentätig als Kassen Psychotherapeut zu arbeiten im Rahmen einer halben Stelle. Das hatte den großen Vorteil, dass ich sowohl die intensiven stationären Phasen mit PatientenInnen erlebte, als auch die oft langen Verläufe der Umsetzung
im häuslichen Umfeld.

Ich machte die Entdeckung, dass Bilder vielmehr aussagen als Worte. Auch der Körper spricht mit Metaphern und Bildern und beherrscht nicht unsere medizinische Sprache. Aus diesem Grund lernte ich das Katathyme Bilderleben (ein imaginatives Verfahren) und machte meinen Abschluss als K.B -Therapeut. Die 6 jährige Ausbildung in der Biografiearbeit durch Gudrun Burkhardt eröffnete mir völlig neue Perspektiven ber die Gesetzmäßigkeiten in unseren Lebensläufen.

Im Rahmen meiner Ausbildung bis zur Anerkennung als Facharzt fr psychotherapeutische Medizin setzte ich mich noch einmal sehr grndlich mit den gängigen Psychotherapieverfahren auseinander.

Zunehmend wurde mir deutlich, dass es eine Gruppe von Menschen gab, denen die blichen gut gemeinten Interventionen nicht weiter halfen, ja manchmal sogar kontraproduktiv waren.

Das Thema Traumafolgestörungen begann damals zaghaft ins Bewusstsein zu kommen. 

Betroffene gab es viele.: psychisch, emotional, oder sexuell Misshandelte, Unfallopfer, Angehörige von Menschen, die sich suizidiert haben, Hinterbliebene von Mordopfern, Menschen, die Verluste erlitten haben und damit nicht fertig wurden, traumatisierte HelferInnen, Opfer von Folter, Krieg, Vertreibung, Überlebende von Katastrophen, auch Mobbing Opfer mit langwierigen Demütigungen, Bedrohungen oder Angsterlebnissen.
Ebenso können invasive medizinische Maßnahmen lebensbedrohliche Erkrankungen zur Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung führen.

Ein kurzer Ausflug in die Historie: Auch zu Freuds Zeiten gab es natürlich Inzest. Betroffene bezeichnete man seinerzeit meist als hysterisch. Freund sprach das Thema Inzest und die daraus entstehende Traumatisierung 1896 vor einem kleinen Kreis seiner Kollegen an. Das kam gar nicht gut an. Ein Jahr später ruderte Siegmund Freud zurück und verwies das alles in dem Bereich kindlicher Fantasien, woraus dann der Ödipus komplex konstruiert wurde. Dieses Ausblenden der Realität blieb leider in der Psychoanalyse lange bestehen und war zudem auch noch sehr folgenreich.

Zum Glück hat sich da vieles verändert.


Da ich traumatisierten Betroffenen mit meinem  bisherigen Handwerkszeug nicht wirklich helfen konnte, begann ich selbst die herkömmlichen Psychotherapien zu hinterfragen. Auch da hatte ich wieder großes Glück: Ich konnte 1997 an dem  ersten Fortbildungscurriculum zur "Arbeit mit Opfern sexualisierter Gewalt "teilnehmen.
Fast zeitgleich lernte ich Luise Reddemann kennen, für mich die Urmutter der Psychotraumatologie in Deutschland.
Auch von ihr durfte ich sehr viel lernen über traumazentrierte Psychotherapie.

Das stellte mein Psychotherapie Verständnis erneut auf den Kopf. Mit Hilfe der Neurobiologie war ein anderes Symptomverständnis möglich, und es gab vor allem endlich wirksame Behandlungsmöglichkeiten.

Das alles konnte ich aktiv in das Konzept des Krankenhauses Lahnhöhe einbinden, denn dort wurde es dringend gebraucht.

Die nächste große Erweiterung meines Psychotherapieverständnisses bestand in der systemischen Sicht und den hypnotherapeutischen Methoden, die sehr viel lösungsorientierter daher kamen, als die problemlastigen, bisherigen psychotherapeutischen Ansätze.  Deshalb habe ich im Jahr 2000 eine mehrjährige Weiterbildung in der Familien und Organisationsaufstellungen abgeschlossen unter der Leitung von Gunthard Weber, den ich sehr schätze.
Er hat uns sehr unterst
tzt bei der Integration der systemischen Aufstellungsarbeit in das Klinikkonzept.


Auch die traumatherapeutische Entwicklung ging weiter: Ich habe das EMDR erlernt, eine sehr effektive Methoden zur Behandlung von Traumafolgen und im Jahr 2010 die Anerkennung der internationalen EMDRIA-Fachgesellschaft bekommen.

Parallel dazu entdeckte ich die integrative Paartherapie unter der Leitung von Diana Drexler.

So habe ich im Laufe der Zeit Einiges angesammelt an Ausbildungen, die harmonisch gewachsen sind, durchaus aus eigenem Interesse und immer mit dem Blick auf das, was meine PatientenInnen benötigten bei der Reise nach innen.

Gl
cklicherweise fgte sich das alles wunderbar zusammen. So hatte ich nicht nur die Anerkennung als EMDR Therapeut sondern auch die integrative Paartherapie (WISL) und die Anerkennung als Systemaufsteller (DGfS).

Nach der Ausbildung zum Balint-Gruppen-Leiter habe ich die Anerkennung der deutschen Balint Gesellschaft bekommen.


Ich möchte nicht verschweigen, dass ich selbst als Patient auch andere Klinikkonzepte von innen kennengelernt habe.
Da ich mich selbst in der Lahnhöhe wunderbar entwickeln konnte und gleichzeitig auch sehr viele Menschen auf ihrem Weg zu einem authentischen Leben mit sich und anderen begleiten durfte, hatte ich nie das Gefühl diesen Ort verlassen zu wollen.
Dieser absoluten therapeutischen Freiheit wäre ich so wahrscheinlich in keiner anderen Klinik begegnet.
Jenseits von Leitlinien immer wieder individuelle, situationsgerechte Lösungen zu finden, war mir stets eine Freude und ein Herzensanliegen.

Entwicklung ist ein gleichrangiges Miteinander
Wir beide – PatientIn  und Therapeut sind Lernende.
Schließlich sind die PatientInnen die ExpertInnen für ihre Probleme und somit auch für die Lösungen. 

Aus dem breiten Spektrum von Arbeitshypothesen und Techniken wählt der/die PatientIn das aus, was ihn/sie am ehesten unterstützt, und er/sie ein liebevolles Verständnis für sich entwickelt und für ihn/sie Sinn macht.
Daran orientiere ich mich. 


Mein Ansatz ist es, gemeinsam zu schauen, welche Lösung welchen Preis hat, damit gute Entscheidungen möglich und umsetzbar werden und auf diesem Hintergrund werden Prozesse reflektiert.

Infos & Kontakt

Dr. med. Bernhard Karcher

Tel.: 01590 12 93 932

E-Mail an Bernhard Karcher
www.therapeut-bekarcher.de

Bankverbindung:  VOBA Rhein-Lahn-Limburg

IBAN: DE11 5709 2800 0201 4941 09 · BIC: GENODE51DIE

Bankverbindung:  

VOBA Rhein-Lahn-Limburg

IBAN: DE11 5709 2800 0201 4941 09

BIC: GENODE51DIE

OK

Diese Website nutzt essentielle Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Bitte lesen Sie unsere Datenschutzerklärung für Details.